Wetter
Sonne, Wolken, Regen und
Schnee
Temperaturen:
Tag:
11 Grad
Nacht:
0 Grad
Inkontinent
Wir
verbringen
eine
Nacht
in
Salmon,
einer
Kleinstadt
in
Idaho
mit
historischem
Charme
und
Outdoor-Enthusiasten.
Dort
versuchen
wir,
uns
zu
organisieren
und
zu
strukturieren
–
materiell
und
geistig.
Wenn
alles
neu
und
ungewohnt
ist,
hilft
meist Struktur.
Und
dann
fahren
wir
auf
geradem
Weg
zu
Craters
of
the
Moon,
das
erste
Nationalmonument
auf
unserer
Runde
durch
Montana
und
Idaho.
Es
gibt
einen
sehr
einfachen
Campingplatz
am
Eingang
des
Platzes.
FCFS
–
first
come
first
served
lautet
die
Platzverteilung.
Da
wir
glücklicherweise
in
der
Nebensaison
unterwegs
sind,
gibt
es
ausreichend
freie
Plätze.
Drei
Tage
und
drei
Nächte
verbringen
wir
auf
dem
Moon
und
erleben
die
Pracht
des
Kosmos
bei
sternenklarem
Himmel.
Ohne
Lichtverschmutzung
wird
die
Unendlichkeit
sichtbar.
Und
hörbar.
Eine
Stille,
die
emotionale
Sehnsucht
auslöst.
Wenn wir empfänglich und durchlässig werden, werden wir Zeuge des Transzendenten auf Erden.
Weitere Fotos von diesem Reiseabschnitt
Evel Knievel, der Held aus Ingos Jugendzeit, als er mit seiner Herkules Ultra durch die Gegend brauste
Craters
ist
ein
riesiger
Ozean
aus
Lavaströmen,
die
auf
eine
gewaltige
Vergangenheit
hindeuten.
Acht
grosse
Eruptionsperioden
von
Lavaausbrüchen
haben
in
den
letzten
15‘000
Jahren
eine
zerklüftete
Landschaft
geschaffen.
Dieses
in
der
Hochwüste
gelegene
Ökosystem
bietet
Lebensraum
für
eine
überraschende
Vielfalt
an
Pflanzen
und
Tieren.
Wir
sind
fasziniert
von
der
rauen
Weite,
die
sich
in
verschiedenen
Grautönen
am
Horizont
erstreckt.
Asche,
Geröll
und
rotes
Gestein
formen
eine
schroffe
Landschaft.
Wenig
Niederschlag.
Trockene
Winde.
Extreme
Temperaturen.
Trotz
der
feindlichen
Umstände
findet
hier
Leben
statt.
Mal
zaghaft,
mal
drängend
sucht
die
Vegetation
einen
Weg,
diese
Hindernisse
zu
überwinden.
Oder
zu
tolerieren.
Die
Tiefe
der
rissigen
Spalten
in
den
Felsen
bestimmt,
wieviel
Erde
und
Feuchtigkeit sich ansammelt und welche Pflanzen wachsen und gedeihen können.
Im
Camper
haben
wir
es
uns
mittlerweile
recht
gemütlich
eingerichtet.
Der
Kühlschrank
funktioniert
allerdings
nur
mit
einer
eigenen
und
eigentümlichen
Wahrheit.
Es
gibt
lediglich
einen
Knopf,
um
sein
Innenleben
zu
regeln
-
ON
oder
OFF.
Die
On-Stellung
ist
so
dermassen
intensiv,
dass
am
Morgen
die
Erdbeeren
tiefgefroren
sind.
Und
die
Gurke.
Und
der
Joghurt.
Über
WhatsApp
bekomme
ich
von
meiner
Schwester
den
Ratschlag,
etwas
Sahne
zu
den
Erdbeeren
zu
mischen
und
daraus
Erdbeereis
zu
machen.
Meine
Schwiegermutter
hatte
eine
ähnliche
Idee.
Sie
schreibt
mir
belustigt,
die
Erdbeeren
auf
einen
Spiess
zu
stecken
und
daraus
Eis
am
Stiel
zu
machen.
Da
es
letzte
Nacht
erheblich
kälter
wurde
und
die
Temperaturen
sich
um
den
Gefrierpunkt
bewegen,
entscheide
ich
mich
für
eine
andere
Alternative.
Die
Erdbeeren
landen
gekocht
und
zermatscht
in
meinem
warmen
Haferporridge.
Darüber
freut
sich
mein
Magen
am
allermeisten
bei
dieser
Kälte.
In
der
dritten
Nacht
schlägt
das
Wetter
um.
Starker
Regen
prasselt
auf
unseren
Wohnwagen.
Ich
mag
das
gemütliche
Geräusch
des
gleichmässigen
Trommelns
auf
das
Dach.
Doch
mit
der
Gemütlichkeit
ist
es
schnell
vorbei.
Die
Gleichmässigkeit
wird
von
einem
lautstarken
„
platschplatsch,
platsch-di-platsch,
flatsch,
flatsch-di-flatsch,
platsch,
platschplatsch“
übertönt,
das
direkt
neben
unserem
Bett
hörbar
ist.
Es
regnet
nicht
nur
draussen,
sondern
auch
im
Inneren
des
Wohnwagens.
Besser
gesagt
im
Kleiderschrank.
Anfänglich
nur
ganz
wenig,
doch
je
länger
der
Regen
aussen
andauert,
desto
weiter
breitet
er
sich
in
unserer
Wohnstube
aus.
Als
nächstes
beginnt
die
Decke
neben
dem
Kleiderschrank
zu
tropfen.
Das
darf
doch
nicht
wahr
sein
-
der
Wohnwagen
ist
inkontinent!
Wir
springen
aus
den
Betten
in
die
eiskalte
Luft
des
Innenraums.
Küchenpapier
und
Handtücher,
Müslischüsseln
und
Kaffeetassen
müssen
herhalten,
um
die
verschiedenen
undichten
Stellen
an
der
Decke
des
Wohnwagens
trocken
zu
legen.
Über
die
gesamte
Breite
scheint
eine
Naht
undicht
zu
sein,
die
es
dem
Wasser
erlaubt,
über
das
Dach
in
den
Wagen
einzudringen.
Was
für
ein
Desaster
–
damit
haben
wir
nicht
gerechnet.
Um
Mitternacht
setzt
leichter
Schneefall
ein,
die
Temperaturen
sinken
auf
null
Grad.
Doch auch der Schnee sorgt dafür, dass weiterhin Wasser ins Innere dringt.
Glücklicherweise
sind
für
die
nächsten
Tage
trockene
und
sehr
warme
Aussichten
gemeldet.
Wir
verlassen
am
nächsten
Morgen
die
Höhenlagen
von
Craters
of
the
Moon
und
steuern
ins
flache
Farmland
Richtung
Süden.
Zwei
Tage
trocknet
das
Dach
in
der
Sonne,
bevor
Ingo
sich
an
die
Arbeit
macht.
Auf
einem
grossen
RV-Park
in
der
Nähe
von
Twin
Falls
leiht
er
sich
von
unserem
Camp-Nachbarn
Roy
aus
Florida
eine
Leiter
aus.
Die
hilft
enorm,
um
das
gesamte
Dach
zu
inspizieren
und
alle
in
Frage
kommenden
Stellen
mit
einer
Klebepaste
abzudichten.
Das
muss
man
den
Amerikanern
lassen,
hilfsbereit
sind
sie.
Wir
bekommen
von
vielen
Seiten
Unterstützung.
Mit
Werkzeug,
Ratschlägen
und
wissentlichem
Kopfnicken.
Probleme
mit
dem
Reisefahrzeug
scheint
für
viele
nicht
unbekannt
zu
sein.
Roy
bastelt
auch
gerade
an
seinem
riesigen
Reisebus
herum.
Bei
ihm
funktioniert
das
Warmwasser
nicht.
Aha,
das
ist
also
der
Grund,
warum
ich
seine
Frau
Terry
jeden
Morgen
in
der
Camp-Dusche
antreffe.
Sie
kann
unter
keinen
erdenklichen
Umständen
eine
kalte
Dusche
am
Morgen
ertragen.
„No
way!“
Terry
erzählt,
dass
ihr
Wassertank
100
Gallonen
(380
Liter!)
Wasser
fasst.
Sie
haben
eine
eigene
Waschmaschine
in
ihrem
überdimensionalen
Bus,
einen
Wäschetrockner
und
eine
Spülmaschine.
Und
ich
war
nur
schon
von
der
Leiter
beeindruckt,
die
Roy
an
Ingo
für
die
Reparaturarbeiten ausleiht.
Ich
mag
die
ungehemmte,
direkte
und
spontane
Kommunikation
der
Amerikaner.
Bei
einer
kleinen
Wanderung
entlang
des
Snake
River
Canyons
in
Twin
Falls
treffen
wir
auf
einen
alten
Herrn
mit
Sonnenhut.
Er
hat
eine
gebeugte
Haltung
und
tiefblaue
weise
Augen.
Wir
sind
gerade
dabei,
die
Informationstafel
über
Evel
Knievel
zu
lesen,
den
US-amerikanischen
Stuntman.
Er
ging
mit
433
Knochenbrüchen
ins
Guinnes
Buch
der
Rekorde
ein
und
war
ein
Synonym
für
Abenteuer,
Verwegenheit
und
unerschütterliche
Entschlossenheit.
Sein
Spezialgebiet:
Motorradsprünge
über
Rampen,
die
ihn
und
seine
Maschinen
an
ihre
physikalischen
Grenzen
führten.
Wir
stehen
nun
also
an
jener
Rampe,
von
der
Evil
Knievel
am
8.
September
1974
seinen
gewagtesten
und
letzten
Sprung
über
den
Snake
River
Canyon
machte.
„Wenn
ihr
diese
Tafel
lest,
müsst
ihr
Touristen
sein.
Woher
kommt
ihr?“
Der
betagte
Herr
kommt
näher,
um
unsere
Antwort
besser
zu
verstehen.
Seine
tiefblauen
Augen
beginnen
zu
funkeln,
als
er
unser
Heimatland
hört.
„Germany
–
is
that
true?!“
Und
schon
beginnt
er
von
seinen
Grosseltern
zu
erzählen,
die
sich
auf
der
Überfahrt
von
England
nach
New
York
kennenlernten.
Irgenwann
1890.
Oder
war
es
1891?
Schulterzucken.
„My
brain
is
not
what
it
used
to
be,
you
know.”
Er
erzählt
von
den
grossen
Zufällen
des
Lebens,
vom
Geschenk
der
Liebe
und
von
dem
Ort
Twin
Falls,
das
sich
seit
seiner
Ankunft
in
seiner
Einwohnerzahl
verzehnfacht
hat.
Er
selbst
war
früher
Kinderarzt
und
hat
bis
vor
drei
Jahren
seine
demenzkranke
Frau
gepflegt.
Nun
ist
sie
in
einem
betreuten
Wohnheim
und
erkennt
ihn
leider
nicht
mehr.
Erneutes
Schulterzucken.
„Geniesst
die
6
Monate
hier
in
den
Staaten.
Geniesst
euch
beide.
Es
wird
nicht
für
immer
so
sein.
Geniesst
also
den
Moment“.
Danke, alter Herr!
Absprunghügel, um den Snake River zu überspringen
Craters of the Moon, Inferno Cone
Craters of the Moon, Campground Trail
Craters of the Moon, Nord Crater
Montana
Idaho