Reisemotten.com
Wetter   Sonne und manchmal bedeckt Temperaturen: Tag: 16 Grad Nacht:   9 Grad
Alberta, Saskatchewan und Manitoba, durch die Prärie Die   Prärie   ist   der   nordamerikanische Anteil   der   Steppenzone   der   Erde.   Sie   zieht   sich   von   der   USA   bis   hoch   in   die   kanadischen Provinzen Alberta,   Saskatchewan   und   Manitoba.   Für   diejenigen   die   es   ganz   genau   wissen   möchten:   In   diesen   drei   Provinzen dominieren die „Nördliche feuchte Schwingelgrasprärie“, die „Östliche Hochgrasprärie“ und die „Zentrale Mischgrasprärie“. Nach   dem   Verlassen   des   Alaska   Highway   komme   ich   schnell   nach   Alberta   und   die   Landschaft   verändert   sich.   Ich   fahre   nun gemütlich    durch    flaches    Land    und    kann    so    weit    vorausschauen    wie    schon    lange    nicht    mehr.    Neben    der    Gras-    oder Steppenlandschaft   kommen   immer   wieder   Bereiche,   in   denen   riesige   Felder   beackert   werden.   Dominierend   ist   dabei   der Getreideanbau mit Weizenfeldern, die am Horizont nicht aufzuhören scheinen.  
Und   mitten   auf   den   Feldern   stehen   immer   wieder   Pumpen   zur   Erdölförderung.   Ein   sehr   wichtiger   Faktor   der   Kanadischen Wirtschaft   ist   die   Förderung   von   Öl   und   Gas.   Hierzu   gehört   auch   die   umweltkritische   Gewinnung   der   Ölsande   im   Norden Albertas. Nach Saudi Arabien besitzt Kanada die weltweit grössten Ölreserven. Aber    wenn    ich    ganz    ehrlich    bin    geniesse    ich    beim    entspannten    Motorradfahren    mehr    die    Landschaft    als    mich    mit Rohstoffgewinnung   zu   beschäftigen.   Die   Farmer   sind   intensiv   dabei   zu   ernten   und   der   frisch   geschnittene   Weizen   wird   zu riesigen Silos transportiert. Von dort aus wird das Getreide per Zug mit unzähligen Waggons abtransportiert.
Ich   komme   immer   wieder   durch   Siedlungen,   in   denen   ich   die   Landmaschinen   bewundern   kann.   Da   mich   Maschinen   schon immer sehr interessiert haben, stoppe ich häufig, um mir die Technologien anzuschauen. Traktor ist eben nicht gleich Traktor.
Ja, es wäre ein Traum, mit solch einem Traktor im Feierabendverkehr durch Zürich zu fahren.
Oder   vielleicht   mit   diesem   kettenbetriebenen   Traktor   durch   die   Schweiz   touren.   Da   würden   die   eidgenössischen   Bauern   vor Neid erblassen.
Oft   liegen   die   Gleise   der   Kanadischen   Eisenbahn   parallel   zu   den   langen   Überlandstrassen.   Die   langen   Züge   kommen   mir immer   unendlich   langsam   vor,   was   sie   wohl   auch   sind.   Die   Logführer   hupen   in   jeder   Ansiedlung   bei   Tag   und   Nacht.   Ich   habe das   Gefühl,   egal   wo   ich   übernachte,   ich   kann   das   Hupen   der   Züge   hören.   Besonders   beeindruckend   finde   ich   jedoch   den Containertransport.   Wären   die   Brücken   in   Europa   höher,   so   könnten   auch   bei   uns   zwei   Container   übereinander   transportiert werden.
Ich   habe   mir   bereits   auf   früheren   Reisen   angewöhnt,   alle   1000   km   das   Motorrad   sorgfältig   zu   überprüfen.   Hierzu   gehört   der Reifenzustand   und   der   Luftdruck   in   den   Reifen,   der   Stand   des   Motoröls.   Ich   schaue   ausserdem,   ob   es   irgendwelche   Lecks gibt,   überprüfe   die   Kettenspannung   und   öle   die   Kette   und   vieles   mehr.   Dies   ist   besonders   bei   Strecken   mit   einem   hohen Anteil schlechter Strassen oder Schotterwegen sinnvoll. Diesmal   entscheide   ich   mich   zusätzlich,   die   Abdeckung   des   Kettenritzels   abzunehmen.   Die   Kette   hat   sich   schon   ganz   schön gelängt   und   ich   bin   gespannt,   wie   das   Ritzel   aussieht.   Und,   es   sieht   gar   nicht   gut   aus.   Die   Zähne   des   Ritzels   sehen   aus   wie der   Winterhafer   im   Frühlingssturm.   Sie   stehen   schief   und   sind   sehr   stark   abgenutzt.   Damit   werde   ich   nicht   wie   erhofft   Zürich erreichen können. Nein, es ist nicht mal sicher, ob das Ritzel überhaupt noch weitere 1000 km aushält. Der   nächste   BMW-Händler   ist   in   Winnipeg   und   dorthin   sind   es   noch   800   km.   Ich   schreibe   ein   E-Mail   an   den   dortigen   BMW- Händler   und   frage   nach,   ob   sie   meine   BMW   F800GS   in   Ihren   Werkstattplan   reinquetschen   und   den   Kettensatz   wechseln können.   Ich   weise   noch   darauf   hin,   dass   ich   auf   der   Durchreise   bin   und   in   zwei   Tagen   bei   ihnen   wäre.   Die   Antwort   kommt prompt, sie hätten die Teile vorrätig und erwarten mich in zwei Tagen gegen Mittag. Zwei   Tage   später   bin   ich   da   und   innerhalb   einer   Stunde   ist   der   Kettensatz   gewechselt.   Ich   muss   sagen,   dass   eine   neue   Kette so schööön aussehen kann war mir nicht bewusst. Ich   schlendere   noch   durch   Winnipeg   und   geniesse   es,   wieder   in   einer   grösseren   Stadt   zu   sein.   Es   ist   Freitag   Abend   gegen 18:00   Uhr   und   ich   komme   beim   historischen   Gerichtsgebäude   an.   Neugierig   versuche   ich   die Tür   zu   öffnen   und   ja   sie   ist   offen. Ich   trete   ein   und   werde   sofort   vom   Sicherheitspersonal   gefragt   was   ich   möchte.   Kurz   gestammelt,   schnell   überlegt   und   noch schneller   antworte   ich,   dass   ich   das   schöne   Gebäude   gerne   von   innen   besichtigen   möchte.   Mit   einem   Lächeln   bekomme   ich die Antwort,   dass   dies   selbstverständlich   möglich   ist,   ich   möchte   bitte   nur   eine   „ID“   zeigen   (ID   =   Identitätsnachweis).   Ich   zeige meinen   Schweizer   Führerschein,   werde   registriert   und   bekomme   einen   Besucherausweis   überreicht.   Der   Sicherheitsmann   gibt mir   den   Hinweis,   dass   ich   mir   das   Gebäude   so   lange   ansehen   darf   wie   ich      möchte,   nur   die   Büros   soll   ich   nicht   betreten.   Ich bin baff von soviel Vertrauen und beginne meinen abendlichen Rundgang.
Bei   der   Weiterfahrt   am   nächsten   Tag   komme   ich   an   einen   kleinen   Stau.   Ein   neues   Haus   wird   transportiert   und   es   dauert   eine Weile,   bis   der   Schwertransporter   die   Strasse   freigibt.   Eigentlich   genial,   da   kaufst   du   dir   ein   Haus   und   wenige   Tage   später   wird es   per   Schwertransport   angeliefert.   Nichts   da   mit   langen   Bauphasen.   Dadurch   gibt   es   auch   keine   Baubeschwerden   der Nachbarn. Die gehen morgens zur Arbeit und abends steht nebenan ein neues Haus, perfekt!