22. Juni 2013 Panamá, Panamá-Stadt - Wartezeit

Kommunikation ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen, die Wissen, Erkenntnisse oder Erfahrungen beinhalten können. Kommunikation ist alltäglich und verläuft scheinbar selbstverständlich. Erst bei Missverständnissen wird Kommunikation problematisiert. Besonders schwierig wird Kommunikation, wenn sie auf einer Seite des Kommunikationspartners nicht vorhanden ist.

09:00 Uhr

Wir steigen aus dem Taxi am Cargo Flughafen von Panamá-City. Unsere Motorräder wurden auf den 5-Uhr-Flug des kolumbianischen Transportunternehmens Girag gebucht. Von Bogotá/Kolumbien nach Panamá Stadt ist es lediglich ein 90-Minuten-Flug und mittlerweile sollten die Maschinen angekommen sein. Wir hatten zwar gestern noch ein Mail an Girag geschickt mit der Bitte um Bestätigung, dass die Ankunft der Motorräder unverändert am heutigen Morgen zu erwarten ist, doch leider haben wir keine Antwort mehr erhalten. Der Kontakt, den wir in den vergangenen Wochen mit Transportunternehmen wegen der Verschiffung hatten, war grundsätzlich etwas schleppend, so dass wir nicht sonderlich verwöhnt sind. Also bleibt uns nur der positive Gedanke. In freudiger Erwartung betreten wir das Bürogebäude von Girag.  Wir machen lange Gesichter, als wir erfahren, dass das Flugzeug wegen Unwetterwarnungen in Bogotá nicht starten konnte. Der Flug wird deswegen erst um 11 Uhr erwartet.

11:00 Uhr

Auf ein Neues! Wir stehen am Tresen im Bürogebäude von Girag. Die Mitarbeiterin an der Rezeption erklärt uns, dass das Frachtflugzeug zwar Bogotá verlassen konnte, der Flug aber wegen technischer Probleme abgebrochen werden musste. Auf unsere Rückfrage, wo der Flieger denn nun sei, bekommen wir zur Antwort: „Wieder in Bogotá!“ Der Flug wird nun für 14 Uhr erwartet. Da hätte man uns aber wenigstens kurz Bescheid sagen können. Im Zeitalter von Internet und Handys ist dies doch wirklich kein Problem. Oder sind wir zu sehr von den perfekten Schweizer Gepflogenheiten verwöhnt?

14:00 Uhr

Wir sind nicht mehr ganz so gut gelaunt, als wir erneut vor dem Girag-Schalter stehen. Unsere Laune bessert sich keineswegs in eine positive Richtung, als man uns erzählt, dass der Flug erneut verschoben wurde. Warum, ist nicht klar. Die neue Ankunftszeit des Fliegers in Panamá-Stadt ist nun für 16.40 Uhr angekündigt. Wir werden in der Zwischenzeit zum Zollgebäude geschickt, wo wir drei notwenige Stempel für die Transportdokumentation besorgen sollen. Innerhalb von 2 Minuten sind wir im Besitz dieser. Dies ist pure Effizienz! Wenn alles so reibungslos klappen würde…

16:35 Uhr

Der Frachtflieger ist soeben gelandet! „Hurrah, endlich!“ entweicht mir spontaner Jubel, „Sogar 5 Minuten zu früh!“ Ingos Antwort kommt direkt und unverblümt: „Wieso 5 Minuten zu früh? Ich würde sagen 10 Stunden zu spät!“  So könnte man das auch sehen. Trotzdem, wie sind wir froh! Wir kennen mittlerweile das Muster jede Fliese in der Wartehalle auswendig, ebenso wie die Lebensgeschichten der zwei Zollbeamten. Die mitgebrachten Bücher sind nahezu ausgelesen und der Getränkeautomat dürfte so gut wie leer sein.

18:30 Uhr

Die Übergabe der Maschinen ist abgeschlossen und wir sind im Besitz der Importdokumente. Dieser Teil des Transports ist reibungslos über die Bühne gegangen. In der Dämmerung starten wir die 30-minütige Rückfahrt zum Hotel im Zentrum. Es ist ein unheimlich gutes Gefühl, als die Wolkenkratzer der Innenstadt am Horizont auftauchen. Beinahe komplett hat die aufsteigende Nacht die Gebäude in Dunkelheit gehüllt. Zahlreiche Lichter sorgen für ein mystisches Ambiente und seit Reisebeginn fahren wir heute zum ersten Mal in der Dunkelheit Motorrad. Nun können wir in Zentralamerika unsere Suche nach dem besten Frühstück der Welt fortsetzen.

 

19:00 Uhr

Ankunft auf dem Hotelparkplatz. Noch bevor wir das Gepäck abladen, sitzen wir an der hoteleigenen Bar und bestellen zwei Bier aus dem Angebot der Happy Hour. Gerade noch rechtzeitig! Mit einem dumpfen „Plomp“ stossen wir die Dosen aneinander und sind froh, diesen langen Tag erfolgreich hinter uns gebracht zu haben. Der kühle Gerstensaft rinnt sehnsüchtig unsere Kehlen herab. Wir haben den Tag über nichts als eine Minipackung Kekse gegessen und als gäbe es keinen Umweg über das körpereigenen Verdauungssystem scheint uns der Alkohol direkt ins Gehirn zu steigen. Gerade noch rechtzeitig bevor unser spanisches Sprachzentrum versagt, bestellen wir bei der panamesischen Bedienung zwei grosse Portionen Nudeln. Das Lächeln der kaffeebraunen Schönheit bezaubert, zumindest Ingo, und neidlos stelle ich fest, dass an ihr ein Heidi-Klum-Top-Model verloren gegangen ist.

Nun können wir mit gutem Gewissen für den nächsten Tag die Besichtigung des Panamá-Kanals einplanen. Der berühmte Kanal ist eine künstliche, etwa 82 Kilometer lange Wasserstrasse, die die Landenge von Panamá in Mittelamerika durchschneidet. Für die Schifffahrt verbindet diese Wasserdurchfahrt den Atlantik mit dem Pazifik und Schiffe können sich die Fahrt um das Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas sparen. Vor dem Bau des Kanals führte die kürzeste nutzbare Seeverbindung von der Ostküste zur Westküste Nordamerikas durch die Magellanstrasse in Patagonien. Durch den Kanal wurde die Seestrecke New York – San Francisco von etwa 25.000 km auf zirka 10.000 km verkürzt. Die Einsparung entspricht in etwa einer Reisezeit von rund 3 Wochen.

Der 1914 eröffnete Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstrassen der Welt. Etwa 14.000 Schiffe durchfahren ihn pro Jahr. Durch die Schleusen und die Puente de las Américas ist die Grösse der Schiffe jedoch auf die sogenannte Panamax-Masse beschränkt. Schiffe, die dementsprechend maximal 294,3 m lang und exakt 32,3 m breit sind, haben in den Schleusen auf beiden Seiten noch 61 cm Abstand zu den Wänden der Schleusenkammer. Die Passage beträgt im Durchschnitt knapp 8 Stunden von der Einfahrt in die erste Schleuse bis zur Ausfahrt aus der letzten Schleuse. Bedeutend ist der Kanal insbesondere für Transporte zwischen der Ost- und der Westküste der USA sowie für die Importe aus Asien. Die wichtigsten Nutzer des Kanals sind daher die USA und China. Es ist spannend zu beobachten, wie die dicken Brummer durch die Schleusen gehoben werden.

Obwohl es in Strömen regnet ist die Besucherterrasse voller Menschen. Der warme Regen prasselt uns auf die Haut und kühlt die aufgestaute Hitze des Tages. „Grüne Monate“ wird die Regenzeit von Mai bis Mitte Dezember genannt, wo sich Regenschauer täglich für ein bis zwei Stunden ergiessen. Meist am Nachmittag prasseln die Wassermassen heftig und fordernd vom Himmel herab. Doch bei Temperaturen zwischen 26 und 34 Grad ist die Abkühlung zwischendurch sogar willkommen.

 

 

 

Wetter:

32 Grad, Sonne und Regen

 

 

          

 

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